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Interview

 

 

Dominance Electricity – Deep Space Electrofunk!

Vom 10. Oktober 2009.

Dominance Electricity“Abgefahren anders, abgefahren elektronisch und zeitgleich mit den Weiten des Weltraumes verliebt.”, so posiert nur ein Label seine Musikansicht von Electrofunk bis Technoelectro: Dominance Electricity. Im Interview mit Matthias M. Weise, der Kopf dieses Musiklabels, könnt ihr in diesen musikalischen Kosmos eintauchen.


Wer heute „Electro“ sagt, versteht darunter meist Electrohouse oder eine generelle Abkürzung für elektronische Musik. Nicht so im Hause Dominance Electricity. Das Dessauer Label zelebriert seit 1996 die klassischen Formeln von Electrofunk bis Technoelectro und bietet damit eine Plattform für lokale Produzenten wie Dagobert und Sbassship, sowie einer ganzen Reihe internationaler Szenegrößen und Legenden à la Keith Tucker, Imatran Voima, Newcleus, Blastromen, Mandroid, MAS 2008, Dynamik Bass System, Gosub, Decal und Paul Hardcastle.

www.electronic-base.de: Stört euch die Verwirrung um die Bezeichnung Electro?

Matthias M. Weise: Electro ist nun mal ein sehr allgemeiner Begriff, und so versteht man darunter je nach Kontext auch schon mal völlig verschiedene Arten von elektronischer Musik. Unsere Art von Electro, hat seine Wurzeln zum einen im Electrofunk und Electro-Hiphop der 80er Jahre mit Künstlern wie Afrika Bambaataa, Paul Hardcastle und Newcleus, und zum anderen in der Techno-Electro-Fusion der 90er Jahre. Leute wie AUX 88, Dynamix II, DMX Krew, Anthony Rother (mit seinen frühen Werken wie der „Sex With The Machines“ LP) und viele andere, haben Electro damals auf ein ganz neues Level gebracht.

Als dann Ende der 90er durch Labels wie Gigolo Records auch immer mehr Italo-Disco-Elemente in den Electro-Cocktail kamen, bewegte sich das Ganze weg vom Electro nach klassischer Definition, hin zu dem massentauglichen Electrohouse und Electropop-Club-Sound von heute. Der harte Kern der ursprünglichen Electro-Szene hat diese Verwandlung aber nicht mitgemacht, und treibt das Genre im Untergrund bis heute etwas linientreuer voran.

Das Ganze ist also keine reine Retro-Musik?

Nostalgiker gibt es in jeder Szene, aber leider überstrahlt dieses Klischee oftmals zu Unrecht die gesamte Electro-Szene. Man höre sich nur Sachen von Leuten wie Dr. Schmidt (Maschinen Musik), Rob Real (Nu Illusion) an, die, abgesehen vom Stil der Beat-Programmierung, kaum Vergleiche zum „Planet Rock“-Sound der 80er Jahre zulassen und völlig eigenständige aktuelle Varianten von Electro darstellen.

Euer aktuelles Release ist ein dickes dreifach Various-Artist-Album namens „Global Surveyor Phase 3“ mit einer recht abwechslungsreichen Mischung aus 21 Stücken von Künstlern aus neun Ländern. Hat man damit einen Überblick über die aktuelle globale Electro-Szene nach Eurer Definition?

Global Surveyor Phase 3Das könnte man so sagen. Speziell im Zusammenhang mit dem „Global Surveyor Remixes“-Release, dass bald nachgeschoben wird, dürfte das Bild recht komplett sein. Von härterem Technoelectro (Middle Men, Dr. Schmidt), Electrocore (Rob Real), Detroit Technobass (Keith Tucker, Gab.Gato), klassischem Electrofunk (LektroiD, Cosmic Rockers), Electrobass (Supreme.ja), Minimal Electro (Mesak, Sol_Dat) bis melodischem Electronica (Keen K, The Exaltics) und einer Brise 4-to-the-floor-Electro (Gosub, Weltwirtschaft) ist alles dabei. Es ist schön zu sehen, wie weit sich die Szene mittlerweile international ausgebreitet hat. In den 90ern kamen die meisten Produktionen hauptsächlich aus 3 bis 4 Ländern. Das Material, dass auf diesem neuen Album gelandet ist, kommt nun aus Deutschland, Serbien, Finnland, Schweden, England, Italien, Holland, den USA und Litauen.

Einen klanglichen Eindruck bekömmt ihr vorsätzlich im folgenden Teaser zu „Phase 3“:

Global Surveyor Phase 3 Teaser Medley (2009) Electrofunk

Die „Global Surveyor“ Reihe ist, wie du selbst sagst, so etwas wie die Visitenkarte des Labels. Erzähl uns etwas darüber wie sie sich seit 1998 entwickelt hat.

In den frühen Jahren von Dominance, inklusive „Global Surveyor Phase 1“, drehte sich bei uns fast alles um Electrofunk aus dem Old-School-Hip-Hop-Kontext. Ab „Phase 2“ wurde es dann eine Mischung aus klassischen und moderneren Elementen. Während auf „Phase 2“ diese Richtungen aber noch separat nebeneinander standen, ist es auf „Phase 3“ nun eher eine Fusion in den Stücken selbst. Das neue Album ist ein großes, farbenfrohes Electro-Gesamtkunstwerk geworden, das Elemente aus Alt und Neu verbindet und den Fokus dabei immer auf melodischer Tiefe hat. Ich würde das Album als „Deep Space Electrofunk“ beschreiben, oder auch „Drexciya trifft Tangerine Dream trifft Hashim“.

Global Surveyor - Triology

Viele Labels haben mittlerweile das gute alte Vinyl aufgegeben und veröffentlichen nur noch digital. Ihr scheint nach wie vor am schwarzen Plastik festzuhalten?

Ja, wir tun viel dafür, die Scheiben für den harten Kern von Fans und Sammlern attraktiv zu halten. Wir ziehen alle Register mit limitierten Farb-Vinyl-Pressungen, Box-Sets mit Postern, Bonus-CDs und T-Shirts. Wir legen auch viel Wert darauf, die Musik immer in schickes Artwork zu verpacken. So haben wir bereits mit einigen bekannten Comic- und „Space Art“-Zeichnern, die z. B. schon für Marvel Comics, den Perry-Rhodan-Verlag oder die NASA gemalt haben, gearbeitet. Unsere Veröffentlichungen werden allesamt auch digital vertrieben, aber das Vinyl ist für uns immer noch etwas Besonderes – speziell jetzt, wo es immer mehr zum Luxusgut wird.

Du bist selbst auch schon einige Zeit in diesem Genre als Produzent zu Gange unter Namen wie Sbassship und TRV. Woher kommen deine persönlichen Inspirationen?

Mein erster Kontakt mit dem „New School Electro“, wie es damals hieß, war 1996, als Dave Clarke seinen erstes „Electro Boogie“ Mix-Album raus brachte. Die verspielte Frische und Kraft von Künstlern wie SEM, Aux 88, Shiver, Ectomorph, I-F hat mich einfach umgehauen und hatte einen großen Einfluss auf mich. Mittlerweile ist so ziemlich die gesammte Electro-Historie durch meinen Kopf gegangen, so dass es eine Menge verschiedener Einflüsse gibt. Am meisten hat es mich immer gereizt, melancholische melodiöse Elemente mit treibenden Beats und Bassläufen zu verbinden.

Du unterstützt die Szene auch mit der Leitung des internationalen Forums ElectroEmpire.com. Wie siehst du die Relevanz von klassischen Musik-Foren in Zeiten von Facebook, Twitter und sozialen Online-Netzwerken?

Die sozialen Netzwerke mögen einen Teil des Betriebs abziehen, der früher in Foren stattfand, aber ich denke, gerade die Foren der Electro-Szene spielen heute eine wichtigere Rolle als je zu vor. Durch die größtenteils ausbleibende Unterstützung der kommerzielleren Medien für elektronische Musik, inszeniert sich die Szene dort selbst. Und so sind aus den ehemaligen Fan-Burgen nun auch die zentralen Treffpunkte für alle Aktivisten geworden. Dort können Sie ihre Informationen auf eine nachhaltigere Art verbreiten, als es zum Beispiel mit Facebook oder Twitter möglich ist, wo alles auf tausenden einzelnen Seiten verteilt ist und schnell unter Unmengen von Spam verschwindet. Seiten wie Electro Empire sind konzentriertes Electro – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – wann immer man es braucht.

Wie sieht die Zukunft auf Dominance Electricity aus?

Zunächst kommt das bereits erwähnte „Global Surveyor Remixes“ Release mit einer Reihe von Remixen von Keith Tucker und Gab.Gato’s Titelstück „Global Surveyor“. Die Remixe kommen von üNN (aka Roadking), Rob Real, Dr. Schmidt, Scape One, Dark Vektor, Crotaphytus, und The Exaltics. Ebenfalls in den Startlöchern steht das lang erwartete Debütalbum „Human Beyond“ der finnischen Gruppe Blastromen. Dazu sehr bald mehr Informationen.

Abschließende Worte?

Dank an alle aktiven Supporter! Grüße an alle fleißigen Produzenten – schickt uns eure Electro-Demos, wir sind immer auf der Suche nach frischem Material!

Dominance Electricity - Cover-Collage

Redaktion: JumperXl

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